Über Literarisches habe ich hier noch nie geschrieben. Weder war noch bin ich ein großer Leser und auch kein großer Hörer. Aber die Känguru-Trilogie von Marc-Uwe Kling hatte es mir damals angetan. Ein großartiger Humor und nicht zuletzt die Live-Atmosphäre des Hörbuchs, die meiner Meinung nach unbedingt dazu gehört. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass man als Leser der Bücher ein ähnliches Erlebnis bekommt, wie als Hörer der Hörbücher. Nach recht genau dreieinhalb Jahren Pause erschien nun Klings neues Werk QualityLand in Schrift und Schallwellen. Ich wurde erst nach Erscheinen durch einen Tweet darauf aufmerksam, aber der Kauf war quasi Pflicht und – Spoiler – ich habe es nicht bereut.
Im Gegensatz zur Trilogie vom Kleinkünstler mit Beuteltier handelt es sich bei QualityLand um eine Dystopie-Satire. Kling zeichnet das Bild einer Welt, die erschreckend nah wirkt. Algorythmen *Google-Geräusch* Algorithmen bestimmen noch mehr als heute schon noch mehr Dinge im Leben. Man muss Dinge nicht mehr eigenständig bestellen, nein, Versandhändler “The Shop” weiß, was man will und schickt es. Und hier beginnt auch die Hauptstory, die sich, aufgelockert durch kleinere Geschichten von Nebenschauplätzen, durch das Buch zieht. Eine Lieferdrohne bringt Peter Arbeitsloser (in der Zukunft ist der Nachname der Beruf, dem der Vater/die Mutter zum Zeitpunkt der Zeugung nachging) sozusagen den McGuffin des Werks, durch den die Story weiter getragen wird. Und so lernt man nach und nach die Zukunft kennen: selbstfahrende Autos mit Humormodul, Bezahlen per Touch-Kiss, Musicals über Despoten vergangener Zeiten und Algorithmen. Überall und jederzeit.
Stilistisch bleibt Kling sich auch im neuen Werk treu. Der ihm eigene, gern mal wunderbar frei drehende Humor ist unverkennbar. Ein paar Brücken werden selbstverständlich auch zur vorherigen Buchreihe geschlagen, was im Hörbuch hörbar positiv vom Publikum honoriert wird. Überhaupt ist hier das Hörbuch dem Buch vermutlich abermals überlegen. Die Art und Weise, in der Kling betont und den Charakteren teilweise unterschiedlich Stimmen gibt, verleiht dem ganzen eine zusätzliche Würze. Zudem wurde wieder vor Live-Publikum aufgenommen. Allerdings sind die Zuschauer hier deutlich zurückhaltender als in der Känguru-Trilogie, was sehr gut zur eben doch düsteren Grundstimmung passt.
Buch und Hörbuch gibt es als helle und dunkle Edition, die helle für die Optimisten, die dunkle für die Pessimisten. Bei den beiden Versionen unterscheiden sich die zwischen den Kapiteln immer mal wieder eingestreuten Empfehlungen, Nachrichten und Reisetipps für bzw. aus QualityLand. Niemand wird aber gezwungen beide Editionen zu kaufen, stattdessen kann man auf qualityland.de/hell bzw. qualityland.de/dunkel die jeweils anderen Inhalte nachlesen.

Fazit:
Wer mit der Känguru-Trilogie seinen Spaß hatte, wird diesen mit QualityLand ziemlich sicher auch haben. Der Ansatz ist anders, aber die Satire funktioniert und regt zum Nachdenken an. Wohl gerade, weil die aktuelle Welt eigentlich nur konsequent weiter gedacht ist.
Und falls jetzt der Gedanke kommen sollte: “Aber warum würde denn in der Überschrift niemand es empfehlen?” – nach dem Lesen/Hören dürfte dieser Frage geklärt sein 🙂
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Headerbild: facebook.com/klingmarcuwe
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