Mein Spiel des Jahrzehnts?

Innerhalb 10 Jahren spielt man viele Spiele. Davon ab ziehen bis zum Ende dieses Jahrzehnts noch fast dreieinhalb Jahre ins Land. Und dennoch: die Chancen, dass ich am 31.12.2019 The Witcher 3 als mein Spiel des Jahrzehnts gekürt haben werde, stehen verdammt hoch.

156 Spielstunden hab ich bisher in dem Spiel verbracht. Öfter auch mal geflucht und, ich schäme mich nicht das zu sagen, den Schwierigkeitsgrad gegen Ende nach unten korrigiert. Hauptspiel und die beiden großen DLCs habe ich jetzt inklusive Nebenquests durch. Offen sind nur noch ein paar Schatzsuchen, die ich verpeilt habe, einige Fragezeichen sowie fast alle Gwint-Quest. Aber zu Gwint später mehr.

Anfang Dezember 2014 hab ich mir, angefacht von der stark zugenommenen Berichterstattung über The Witcher 3, die ersten beiden Teile im GOG-Sale geholt. Viel Zeit in beiden verbracht hab ich allerdings nicht. Den ersten Teil hab ich zweimal begonnen und beide male nach höchsten einer Stunde frustriert beendet, da es doch sehr seltsam zu spielen und ziemlich schlecht gealtert ist. Teil 2 hab ich dann immerhin rund 4 Stunden gewidmet. Ursprünglich wollte ich diesen beenden, bevor ich mit Teil 3 anfange, hab dann aber dem Hype doch nachgegeben. Aber, auch wenn es chronologisch bescheuert ist, ich hab mir vorgenommen, den zweiten Teil irgendwann noch zu Ende zu spielen.

Jedenfalls erschien The Witcher 3 ja am 19.05.2015, zeitgleich mit der dritten Episode von Life is strange. Letzterem widmete ich auch die ersten Stunden des Tages. Und dann begann die vielleicht epischste Videospielerfahrung meines bisherigen Lebens. Vorbestellt hatte ich das Spiel am Tag vorher, mich dem großen Hype geschlagen gebend, und als erstes großes Spiel für meine 3 Tage zuvor angeschaffte Playstation 4. Bei der Marketingarbeit weltweit (besonders “Clueless Gamer” Conan O’Brien) und speziell in Deutschland (verflucht seist du, Fabian Döhla!) konnte man auch schlecht widerstehen. Und ich wurde von dem Hype nicht mal enttäuscht! Wie gefesselt verbrachte ich etliche Stunden pro Tag mit Geralt. Verfolgte die Hauptquests, verlor mich in den nicht minder gut geschriebenen Nebenquests, versuchte mich eher erfolglos an Gwint, suchte Schätze und tötete allerhand Monster und böse Menschen. Dazwischen begab sich vielleicht die ein oder andere Liebelei mit dem ein oder anderen virtuellen Akt des Beischlafs. Die legendärste aller Liebesszenen hab ich mir selbst aber entgehen lassen, da mein Geralt nicht auf Schwarz- und Rothaarige stand, sondern nur auf die Rote. So ging es gut 3 Wochen, bis Anfang Juni. An der 100-Stunden-Marke kratzend merkte ich, dass ich immer mehr hastig in Richtung Ende kommen wollte und Dialoge “durchklickte”. Ich stellte mir selbst und öffentlich auf Twitter die Frage, ob ich wohl eine Pause einlegen sollte. Nach geschätzt wohl etwa einer Woche dieser selbst verordneten Ruhepause machte ich mich dann wieder entspannter und aufmerksamer ans Werk, um die Story dann zu Ende zu bringen.

The Witcher 3: Wild Hunt_20151022164558
Aus der Reihe: Der kopflose Reiter. Bugs wie diese sind lustig, andere waren da schon nerviger.

Danach schaute ich, mit durchaus längeren Pausen, immer wieder mal ins Spiel rein, machte Nebenquests, Schatzsuchen und Hexeraufträge oder arbeitete ein paar Fragezeichen ab. Und jedesmal sog mich die Welt in sich auf. Schön im Sonnenschein und nicht minder schön im Regen. Oder im Sturm, wenn sich die Bäume bewegen wie diese Airdancer-Figuren vor einem Gebrauchtwagenhändler. Letzteres zeigt, dass das Spiel sicherlich nicht perfekt ist. Selbst in geschlossenen Räumen wehten die Haare manchmal wild umher, als ob eine überdimensionale Windmaschine aufgestellt wäre. Bugs waren mehr als einmal vorhanden, teilweise auch zeitweise unbeendbare Quests. Wobei letztere durch spätere Patchs, zumindest bei mir, immer nachträglich beendbar waren. Die Steuerung könnte ebenso deutlich genauer sein. Vor allem nach dem unmittelbaren Wechsel von Bloodborne auf den Witcher fiel mir auf, dass es doch etwas ungenau und schwammig ist. Über die Steuerung hoch zu Ross will ich gar nicht groß reden, aber das hat bisher noch kein Spiel hinbekommen. Die Huftiere steuern sich immer so, dass man an jedem dritten Hindernis hängen bleibt, egal ob Zelda, Red Dead Redemption oder The Last Of Us. Auch Grafikbugs oder übereinander plappernde NPCs – die Liste an Dingen, die man anderen Spielen um die Ohren hauen würde ist wahrlich nicht kurz. Aber man verzeiht es dem Spiel. Weil CD Projekt hier ein Meisterwerk geschaffen hat, dass an Atmosphäre und Story schwer zu überbieten ist.

Caroberta-Wald
Besonders durch den Shader unterscheidet sich das neue Gebiet deutlich.

Und zu dem ohnehin schon übergroßen Hauptspiel gab es nicht nur kleinere kostenlose DLCs, sondern auch zwei kostenpflichtige, die aber jeden verdammten Cent wert waren. Der Zweite noch mehr als der Erste. Der Erste, Hearts of Stone, kam mir zwar recht kurz vor, bietet aber eine schöne Mainstory und einige kurzweilige Sidequests. Das Kartengebiet, um das er die Welt erweitert ist zwar, verglichen mit der bisherigen Welt, nicht sonderlich groß und unterscheidet sich optisch nicht von dieser. Verglichen mit anderen Spielen oder Erweiterungen zu diesen ist das allerdings Jammern auf hohem Niveau. Mit Blood and Wine hingegen bekommt man einen DLC geliefert, der viele Vollpreistitel in den Schatten stellt. Das komplett neue Gebiet Toussaint, wunderschön mediterran mit Weinbergen und vollgepackt mit einer großartigen Main- und vielen tollen Sidequests. Zusätzlich hat das neue Gebiet einen farblich sehr viel wärmeren Look, der eben auch großartig zu dem südländischen Weingebiet passt. Außerdem hat Geralt die Möglichkeit, sein eigenes Haus zu besitzen und auszubauen, um beispielsweise Rüstungen und Waffen schön zu drapieren. Sowas spricht mich dann schon an. Auch wenn ich mir natürlich mehr individuelle Möglichkeiten zum Ausbau gewünscht hätte (“The Witcher Happy Home Designer” anyone?). Aber ich will ja nicht unverschämt sein, auch so hab ich den DLC mehr als genossen.

Ich würd's kaufen...
Ich würd’s kaufen…

Und dann war sie da, diese Leere… Hauptspiel und beide DLCs beendet. Und nu? Das war’s also mit Geralt? Wieso, da wäre doch noch mehr gegangen. Ich möchte noch nicht aufhören, nur noch einen DLC. Bitte, bitte, bitte! *CD Projekt lieb anguck*

Immerhin kommt ja Gwent. Also Gwint. Also das Kartenspiel halt. Mit dem ich nix anfangen konnte. Dem ich aber im Rahmen der Stand-Alone eine erneute Chance geben werde. Denn viele hatte ja das Gwint-Fieber gepackt, wie ich in diversen Streams miterleben durfte (“Gwint \o/”). Mir selbst war es zu kompliziert. Ich wollte lieber Action. Oder wahlweise mit Geralt in Ruhe die schöne Welt erkunden statt auf einem Spielbrett Karten auszulegen und taktisch denken zu müssen. Aber wie gesagt, der Stand-Alone geb ich ne erneute Chance.

Abschließend kann ich nur nochmal wiederholen, dass die Chancen auf den dann eventuell erstmals von mir verliehenen Titel “Mein Spiel des Jahrzehnts” für den dritten und letzten Witcher-Teil gut stehen. Bisher gibt es nur einen Konkurrenten, aber GTA V bringt ja keinen Story-DLC und bietet eben auch nicht so toll ausstaffierte Nebenquests samt toll ausgearbeiteter NPCs. Natürlich, wie eingangs erwähnt, es ziehen noch gut 3 1/2 Jahre ins Land bis dahin. Wer weiß, was GTA VI  wird. Wer weiß, mit was ein vielleicht endlich mal erscheinender Nachfolger zu Red Dead Redemption aufwartet. Nur eins weiß ich sicherlich: es wird verdammt hart für alle Spiele, auch nur mit dem weißen Wolf gleichzuziehen.

Abschließend:

CHOQr7KWkAAgzCF

Vasco Da Gamer
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Eine Antwort auf „Mein Spiel des Jahrzehnts?“

  1. Hey Vasco,

    Ich bin grade über deinen Blog gestolpert, weil Ich genau solche Blog suche, wenn du Lust auf etwas mehr Arbeit hast und dich einbringen möchtest in eine etwas größere Community, schreib mir doch eine Email.
    Dann könnten wir bei einem guten Glas Wein über die Zukunft der Galaxie reden.

    Würde mich freuen, ich finde deinen Schreibstil ansprechend.
    Hoffentlich, bis bald,
    BoB

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